Einer: ein Virus, im folgenden “Magen-Darm” genannt. Alle: eine nichtsahnende neunköpfige Familie in Angeln. Magen-Darm hat pünktlich zum Fest die gesamte Truppe mit Ausnahme der Schwiegertochter erfolgreich niedergestreckt. Fünf Erwachsene, drei Kinder, alle auf einen Streich. Das tapfere Schneiderlein hat nur sieben geschafft.
Nichts wurde aus geplanter Menüfolge und den Schlemmereien, über die vorher tagelang nachgedacht wurde. Es wurde umdisponiert, verschoben, eigentlich fand essensmäßig nichts Aufregendes statt. Ein kleines Highlight ist blogwürdig: Die Präsident-Creme!
Schon mal gehört? Irgendwelche Assoziationen? Es verhält sich folgendermaßen: Früher, bis Anfang dieses Jahrtausends gab es in Flensburg das Rumhaus Hansen, das als wichtigstes Produkt den Rum-Verschnitt “Hansen Präsident” herstellte. Heute, nachdem die Firma veräußert wurde, und Hansen Rum in Niedersachsen hergestellt wird, trinkt der eher lokalpatriotisch veranlagte Flensburger eigentlich keinen Hansen Rum mehr. Aber der ist nun mal verewigt in der Präsident-Creme.
Und das kam so: In den 70er, 80er Jahren gab es in Flensburg den Gastronomen Hans Braas mit seinem Chefkoch Willi Egehave, der diese Creme kreierte und zu einem Flensburger Markenzeichen machte. Jeder Flenbsburger besitzt eine Variante des inzwischen häufig abgewandelten Rezeptes und hält seine natürlich für das Original. Und wie komme ich nun zu der Ansicht, dass meine das Original ist? Dazu gibt es wiederum eine Geschichte.
Einer der letzten Geschäftsführer des Rumhauses, solange es in Flensburg ansässig war, war ein Herr Grün (es gibt übrigens auch einen “Hansen Grün”). Herr Grün hatte ein Catering bestellt und Caterer waren zufällig – na, wer wohl – meine Frau und ein Nachbar, mit dem sie zu dieser Zeit einen kleinen Partyservice betrieb. Natürlich stand die Präsident-Creme mit auf dem Plan. Und wie es das Schicksal wollte: Die falschen Makronen erwischt. Nach der unausweichlichen Belehrung wissen wir es jetzt besser!
Die Hauptakteure: Hansen Präsident und italienische Makronen mit einem Aprikosenkern-Anteil von fast 40%, weich, glutenfrei und einzeln verpackt. Der Rum ist kein Dogma. Im Grunde geht jeder 40-%ige Rumverschnitt. Die Makronen sind Dogma!
Wichtiger Hinweis: Ein Schlagkessel kann nur zu klein, aber nie zu groß sein 😉
Im Prinzip reden wir von einer abgewandelten Bayrischen Creme. Und wir machen es wie früher: Dessert gehört in eine Schüssel, nicht in Portionsgläschen oder so… Für 6-8 Portionen werden 5 Eier mit dem Mark einer Vanilleschote und 50 g Zucker schaumig geschlagen, 6-7 Blatt aufgelöste Gelatine werden untergerührt (wie das geht, muss ich hier hoffentlich nicht erklären 😉 , dann 500 ml steifgeschlagene Sahne unterheben und schichten: Makronen, mit nicht zu wenig Rum beträufelt, Schokoladenraspel, dann die knappe Hälfte der Creme, die übrigen Makronen (insgesamt handelt es sich um 150-200 g), wiederum mit reichlich Rum beträufelt, Schokoladenraspel, dann die restliche Creme und zuletzt wieder Schokoladenraspel, oder noch besser Borkenschokolade. Den letzten Schliff erhält das Ganze durch eine Sahne-Verzierung. ALLERBESTER KRAM!